„Ich habe nun zwei Angebote für mein Praktikumssemester und weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Diese Frage treibt mich um“, sprach mich der Student nach dem ersten Teil meiner Vorlesung „Selbstmarketing“ im Studiengang Internationale Wirtschaftskommunikation am Freitag Abend an.
In der Tat hatte er zwei interessante – aber sehr unterschiedliche – Angebote erhalten und fand keine Anhaltspunkte für seine Entscheidung. Die Vernunft riet ihm, sein Praktikum beim renommierten Automobilhersteller zu absolvieren, denn das wäre ein guter „Eyecatcher“, ein wertvoller Name in seinem Lebenslauf, wenn es dann bald um den Berufseinstieg geht, schließlich ist es auch ein positives Signal, dass er das Auswahlverfahren erfolgreich gemeistert hat. Er würde auch damit zeigen, dass er sich in ein neues Feld einarbeiten kann, er würde viel neues lernen. Der Haken: das Tätigkeitsfeld ist im Einkauf. Er wird hier weder seine Sprachkenntnisse anwenden, noch sieht er seine berufliche Zukunft in der Automobilbranche, der Technologie oder im Einkauf selbst.
Das zweite Angebot war zwar auch ein Unternehmen mit Namen, doch hat dieses eher lokale Reputation. Das Tätigkeitsfeld: genau das, was er kann und wo er alle seine bisherigen Erfahrungen (er ist 30 und hat bereits mehrere Jahre Berufserfahrung) einbringen kann. Seine Aufgabe wäre im Bereich der Organsation von Kundenbesuchen auf dem größten Volksfest der Welt, er würde seine Fremdsprachenkenntnisse einbringen, er müsste perfekt organisieren, einen reibungslosen Ablauf mit allen anderen Mitarbeitenden garantieren, er würde viele Kontakte knüpfen – und hätte als Oktoberfestfreund und Italiener (;-)) dabei auch noch einen Riesenspaß. Doch… kann das gut und hilfreich für seine Zukunft sein?
Wir haben also eine Coaching-Session eingelegt. Am nächsten Tag war er wesentlich aufgeräumter, fühlte Klarheit in sich aufkeimen. Doch hatte er noch drei Tage Zeit für die Entscheidung und ich weiß – bis zum nächsten Treffen nicht, wie diese ausfallen wird, ich bin gespannt.
Wie würden Sie sich entscheiden?
Kommentar(e) siehe unten…
Übrigens hat sich der junge Mann für sein Praktikumssemester für Option II entschieden:
„Ich habe Ihren Blogbeitrag gelesen und ich freue mich, dass meine Geschichte zu einer offenen Diskussionsrunde eröffnet wurde!
Hier gleich meine Entscheidung: nach langer Überlegung habe ich mich für Paulaner entschieden! Ich habe nach unserer Besprechung nochmal ausführlich nachgedacht und mein Bauchgefühl, die Möglichkeit meine Muttersprache zu benutzen und die Lust, jeden Tag gerne in die Arbeit zu gehen, haben am Ende überwogen. Aber das Problem war ja, dass ich noch keine Zusage von Paulaner bekommen hatte.
Also habe ich am Dienstag in der Früh bei Paulaner angerufen um zu fragen, ob sie schon eine Tendenz hatten (mit der Info, dass ich schon eine Zusage bei einem anderen Unternehmen habe und mich „heute“ entscheiden muss). Paulaner hatte sich noch nicht entschieden und hat mir versichert, mich noch am Dienstag zurückzurufen und meine Freude war groß, als sie mir gesagt haben, dass ich das Praktikum habe.
Unsere Analyse hat mir sehr geholfen, eine breitere Sicht zu haben und um zu verstehen, was ich eigentlich am allermeisten wollte.
Ich möchte mich nochmal ganz herzlich bei Ihnen für die Hilfe und Ihre Zeit bedanken! Das war sehr hilfreich.“
Das freut mich sehr, ich hatte bei seiner Schilderung und während unseres Gesprächs in der Tat den Eindruck gewonnen, dass ihm diese Option wesentlich besser liegen würde; und die reine Kopfentscheidung sich nicht langfristig „ausbezahlt“ macht.