Beim Anschauen der Urlaubsfotos habe ich etwas gelernt, ein segelnder Freund gibt Auskunft: ist das Wasser am Strand, in der Flussmündung niedrig, so sprechen wir von Niedrigwasser oder vom abgelaufenen Wasser, nicht aber von Ebbe. Ebbe meint das Ablaufen des Wassers, das Sinken des Meeresspiegels im Zuge der Gezeiten. Das Pendant dazu ist die Flut das Einlaufen des Wassers. Ist das Wasser hoch, so sprechen wir von Hochwasser, oder um eine Verwechslung zu verhindern, vom eingelaufenen Wasser.

Es lohnt sich, fuer die Dinge die richtigen Worte zu findenAch so, jetzt weiß ich mehr. Und das ändert einiges! Auf einmal gibt es vier, statt meinen bisherigen zwei Zuständen für den Wasserstand. Das Wasser kann also hoch sein und es ist gleichzeitig Ebbe, es kann niedrig sein und es ist Flut. Und noch mehr: die Beschreibung eines Zustandes auf der einen und eines Prozesses auf der anderen Seite.
Ich denke an die Ebbe in den Staatskassen… an die Ebbe von Hoffnung angesichts der Kündigung… an die Ebbe im kreativen Denken für die Suche nach Lösungen… Der Zustand ist niedrig, wie ist die Tendenz? Ist der Tiefpunkt erreicht… wird es schlimmer – oder besser? Sichere Tatsache: zu wenig! Schon ein Funken Hoffnung? Vielleicht ist „Niedrigwasser“ und gleichzeitig Flut…

Die Grenzen meiner Worte sind die Grenzen meiner WeltJe genauer wir in der Beschreibung und in unseren Worten sind, umso genauer sind wir in unserem Denken – je genauer wir in unserem Denken sind, umso klarer werden unsere Gedanken. Und je klarer unsere Gedanken sind, umso eher finden wir das, was wir brauchen – erkennen unsere Situation, uns, unsere Bedürfnisse.