In der E-Mail schreibt mir meine junge Kundin hocherfreut, sie sei kommende Woche zum Vorstellungsgespräch bei einem ihrer Traum-Arbeitgeber eingeladen. Am nächsten Tag, wir hatten einen Termin vereinbart, erzählt sie, der Friseurtermin sei bereits vereinbart. Wir besprechen, wie sie sich weiter vorbereiten wird, gehen Situation, mögliche Fragen und Antworten durch.
Einige Tage vorher schrieb mir ein Kunde hocherfreut, er sei in der nächsten Woche zum Vorstellungsgespräch für eine sehr interessante Position eingeladen. Bei unserem Gespräch erzählt er mir, welche Informationen er bereits recherchiert hat.
Als ich heute Morgen aus der Wohnung gehen wollte, nur noch schnell einen gewohnheitsmäßig abschließenden Blick in den Spiegel mache, die Laufmasche erblicke, die meine hintere Wade hochläuft, bleibe ich stehen: tief durchatmen… Ich hatte mich, wie alle Tage für den Tag fertig gemacht, heute aber etwas länger unentschieden vor dem Schrank gestanden, Make-up, Frisur… Parfüm angelegt, vor dem Verlassen der Wohnung noch Lippenstift, Schal, Handschuhe aufeinander abgestimmt… Und statt eines „OK, passt – jetzt los“ nun das! Da ist der dumme Fehler und zerstört das Gesamtbild… Also wieder zurück… Endlich auf dem Weg zu meinem Ziel… Wie viel Zeit vergangen, wie viel Mühe erbracht ist, bis ich – wie so viele Frauen – nun unterwegs bin. Meine Kundin huscht mir durch den Kopf: hoffentlich macht sie sich nicht zu viele Gedanken, was sie zum Gespräch anziehen wird, sondern bereitet sich konkret vor! Sicher bin ich mir aber da nicht.
Hm… wenn ich die Zeit bedenke, die Frauen damit verbringen, sich fertig, sich kleidsam, sich schön, sich attraktiv zu machen. In der Zeit ist nicht nur ein Wirtschaftsteil gelesen, sind bereits die ersten Mails gelesen und beantwortet… Schön ist ja schön, aber auch nicht das ganze Sein. Ja, gutes Auftreten vermittelt Selbstbewusstsein, ist ein Schutzschild, macht auch Spaß… schenkt eventuell einen Eindruck von Kompetenz, von Distanz.
Ich erinnere mich an einen meiner ersten großen Vorträge, als ich mich vorbereitete vor über 250 Personen zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sprechen. Statt der Frage „Was soll ich anziehen?!“ so viel Raum einzuräumen, hätte ich mich definitiv lieber noch etwas besser vorbereiten sollen. Damals habe ich das mitgenommen: „Der erste Eindruck ist ein Eindruck, das Wesentliche folgt auf dem Stand; verstecke dich nicht hinter der Fassade, das funktioniert nicht. – Nie vergessen!“
Aber jetzt muss ich hier Schluss machen, ich geh mir noch die Fingernägel für morgen lackieren… 😉
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