Bei mehreren Anlässen ging es jetzt in meinem Umfeld um den Tod, jedes Mal hörte ich, der Tod sei in unserer Kultur inzwischen so verdrängt, dass es keinen Bezug mehr zum und keine Vorbereitung auf den Tod gäbe. Dabei gehöre er zum Leben dazu.
Im Gegenteil: durch den ganzen Fitness-, Medizin- und Gesundheitszirkus werde suggeriert, wir könnten dem Tod ein Schnippchen schlagen und ihm am besten ganz entfliehen.
Vor einiger Zeit hörte ich im Radio sogar über eine inzwischen recht große Gruppe von Menschen, die sich einfrieren lassen, um wieder aufzuwachen, wenn es die Unsterblichkeit gibt. Einstweilen experimentieren Forscher am Auftau-Prozess – es fehle aber noch der Hauch, der dem Fleisch Leben gibt. … Soso…
Die Stadtführerin in Bad Tölz jedenfalls erzählte von der hohen Sterblichkeit vor nur 150 Jahren, kaum ein Kind sei über 20 Jahre alt geworden, viele in den ersten Jahren gestorben, der Tod war Teil des Alltags und immer mit dabei.
Aber weder die Fokussierung auf den Tod, wie das ja in manch einer Religions-, Bibelstunde oder Kirchenrunde passieren mag, noch alleine das ewige Leben kann es geben, beides gehört doch zusammen. Und deshalb mag ich Ostern: denn innerhalb von drei Tagen begegnet uns das Ende – um gleich darauf seinen Anfang zu finden.
Und natürlich geht es hier um den Tod und ich möchte diesen nicht bagatellisieren. Doch auch wir erleben neben dem Tod lieber und ferner Menschen, wenn wir genau hinsehen und hinfühlen, immer wieder große und kleine Tode. Abschiede von Vorstellungen, Meinungen, Wünschen, Träumen, die Teil von uns selber sind – und damit stirbt auch ein Teil von uns, damit eine neue Erkenntnis, ein neues Bild entsteht. Wie das U beim Glück.
Die Forschung spricht von der U-Form des Glücksempfindens. Bis zum Alter von etwa 20/25 Jahren ist das Glücksempfinden am größten, um dann bis zum Alter von etwa 45 Jahren abzunehmen und hier dann seinen Tiefpunkt zu haben. Mit rund 50 Jahren aber steigt dann unser Glücksgefühl wieder.
Die Forschenden wissen nicht genau womit dieser Anstieg nach der Mitte des Lebens zusammenhängt, doch eine Mutmaßung ist, dass wir dann einige Wünsche, Vorstellungen und Niederlagen aufgegeben, unser Bild korrigiert haben und nun wieder offener und dankbarer sind für das, was wir haben, und das, was wir sind. Das geht bis zum hohen Alter dann so, bis die körperlichen Einschränkungen das Glück einschränken.
Und wenn – so räsoniere ich mal vor mich hin – der Gipfel des Glücksgefühls erneut verlassen wird, so schließt sich das U zum O – und dann ist es vielleicht ein bisschen wie Ostern: ein Ende und ein Neuanfang – anders.
Und vielleicht brauchen wir mehr Wissen um die Talsohle, das große und das kleine Sterben, um flexibler mit Unglück und Glück zurecht zu kommen. Dann ist vielleicht sogar öfter Ostern.
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