Ungerechtigkeit schmerzt

„Wie ich diese Business-Leute satt habe!“, rief mir eine junge Frau neulich quer durch den Laden zu. Ein verwirrender Augenblick. Aus einer Frühlingslaune heraus war ich in ein gutes Schuhgeschäft gegangen und guckte mich nach einem neuen Paar schwarzer Pumps um.

Als die Dame mich beim Vorbeigehen zwischen den Regalen nun zum zweiten Mal brüsk anrempelte, entschuldigte ich mich rasch, meine Laptoptasche, die an meiner Schulter hing, war heute besonders dick, der Durchgang war eng. Ich fragte aber auch, ob sie denn nicht auch sagen könne, dass ich ihr den Platz versperre, ich hatte vergessen, dass ich zu viel Platz einnehme.

Da brach ein Redeschwall aus ihr heraus: „Ich bin Kindergärtnerin. Sie haben keine Ahnung, wie anstrengend meine Arbeit ist! Und dann ist diese auch noch dazu schlecht bezahlt.“ Sie ging schließlich weiter, kurz vor dem Ausgang drehte sie sich um und drückte ungebremst ihr Gefühl der Ungerechtigkeit (und des Neids?) aus: „Wie ich diese Business-Leute mit ihren wichtigen Laptop-Taschen satt habe!“.

Als dann gestern, am 18. März der diesjährige „Equal Pay Day“ war, musste ich an die junge Kindergärtnerin denken: auch hier erlebte Ungleichheit.

Der Equal Pay Day markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden: dieses Jahr der 18.03.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Lohnlücke in Deutschland gemessen am Durchschnittsbruttostundenlohn 21 Prozent (2015) betrug. Umgerechnet ergeben sich daher in diesem Jahr 77 Tage (21 Prozent von 365 Tagen) Unterschied zwischen Männer- und Frauengehältern.

Eine filmische, humorvolle und optimistische Auseinandersetzung rund um Gerechtigkeit habe ich – auch am Samstag – im Kino gesehen, Hidden Figures. Lohnenswert!

Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen: „Drama um eine Gruppe afroamerikanischer weiblicher Mathegenies, die die NASA unterstützt.“ … und am Ende Anerkennung erfährt.