Manche Überzeugung hält sich hartnäckig in unserer Vorstellung – als wäre sie wirklich so. Ungeprüft übernehmen wir Vorannahmen, Klischees, Meinungen. Und wundern uns, dass nichts vorwärts geht, wir keine Lösung für unsere Situation finden.
Vergangene Woche war ein Mann in meiner Beratung, der sich – so schien es fast – mit „Händen und Füßen“ gegen jede Widerlegung seiner Aussagen wehrte. Dabei handelte es sich nicht um Tatsachen, die er mit Argumenten belegen konnte, nicht um Erfahrungen, die ihm widerfahren waren, sondern um Meinungen anderer, (die er im Übrigen gar nicht kennt,) um aus dem Netz übernommene Informationen, (die er ungeprüft zitiert) – und das schlimmste am Ganzen, die nun zu seinen eigenen betonartigen Überzeugungen geworden sind: mit über 50 bekommt man keinen Job mehr; Unternehmen quetschen ihre Arbeitnehmenden rücksichtslos aus; jeder Wechsel, jede Veränderung ist ein großes Risiko, …
Manche Gedanken sind hartnäckig, manche davon erweisen sich als destruktive Blockade, andere als festgefahrene Meinungen. Sie mutieren dann zu gespenstischen Annahmen, die unser Denken behindern und jede Veränderung unmöglich machen. Wahre Taggespenster!
Fremde, konstruierte, auch irrtümliche Ansichten geben sich dann als die Wirklichkeit aus. Und das ist zum Fürchten!!
Denn nun glaube ich das alles und merke nicht einmal, wie ich mich damit selber ins Schachmatt manövriert habe. Wie ich mir in meinem eigenen Kopf eine Wirklichkeit aufgebaut habe, die dazu führt, dass ich schlüssig an meiner Annahme festhalte und so andere Erfahrungen, Meinungen und Sichtweisen ausschließe – um an dieser Meinung weiter festhalten und an sie glauben zu können. So meine ich Gewissheit zu gewinnen (auch wenn diese erschreckend ist) – und Gewissheit gibt mir den Eindruck von Wissen, Sicherheit, Struktur, Stabilität; gerade in verunsicherten Situationen und Zeiten hilfreiche und damit wertvolle Aspekte. Und so halte ich umso fester daran fest. Eine ungünstige Dynamik, das sieht man leicht.
Erst wenn wir die Tür zu unserem Kämmerlein öffnen, Licht und Fragen in unsere Überzeugungen hinein lassen, können unsere „Hirngespinste“ verblassen. Viel zu oft sind wir es selbst, die uns Angst machen, uns das Denken in Lösungen versperren.
Dem Mann könnte geholfen werden…
Ich liebe die Frage: „Ist das wahr, was ich denke? Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?“ Oder dann im Coaching: „Ist es wirklich wahr, wovon Sie überzeugt zu sein scheinen? Können Sie mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist, was Sie hier sagen?“ *
Dem eigenen Denken hinterher denken, den Gedanken in die schwarzen Winkel seiner zu Tage tretenden Überzeugungen folgen… das ist wie Gespenster verjagen!
Und dann ist es gar nicht verwunderlich, wenn auch die Nachtgespenster endlich verschwinden…
* Falls Sie Interesse haben, hier weiter zu lesen und sich mit Ihren eigenen destruktiven Überzeugungen und negativen Gedankenspiralen auseinanderzusetzen, so lesen Sie doch mal die Texte oder ein Buch von Byron Katie (z.B. „Lieben was ist“). Sie entwickelte mit ihrer Methode „The Work“ eine effiziente, aufschlussreiche Fragetechnik. Hier gibt’s Infos und Texte kostenfrei zum Herunterladen: www.thework.com
Neueste Kommentare