Im Beruf ist Selbstvertrauen ebenso wichtig wie Kompetenz, fehlendes Selbstvertrauen unterwandert Erfolg. Zwei amerikanische Journalistinnen, Claire Shipman und Katty Kay, haben den Zusammenhang von Selbtvertrauen und Karriere unter die Lupe genommen. Das große Zweifeln der Frauen an ihren Kompetenzen machen sie für deren geringe Teilhabe an Spitzenpositionen verantwortlich.
Mithilfe mehrerer Studien zeigen sie in ihrem Beitrag „The Confidence Gap„, wie Frauen zunächst sich selbst zurückhalten und damit natürlich auch bei der Besetzung wichtiger Positionen nicht nach vorne drängen, da sie ihrer eigenen Kompetenz und sich selbst nicht komplett vertrauen. Nicht nur – altbekannte Ergebnisse einer Studie – fragten Frauen nur ein Viertel so oft wie Männer nach einer Gehaltserhöhung; waren sie dann mal endlich dabei, so baten sie um 30 % weniger Geld als ihre Kollegen! Andere Studie: Wissenschaftlerinnen schätzten ihre eigenen Kompetenzen weit niedriger ein, als männliche Wissenschaftler mit derselben Qualifikation und Erfahrung und schätzten auch die eigenen Ergebnisse ihrer Tests weit schlechter ein, als sie in der Tat waren. In der Folge wollten sie auch lieber nicht an wissenschaftlichen Wettbewerben teilnehmen – und gaben auf (Joyce Ehrlinger, David Dunning, 2003: How Chronic Self-Views Influence (and potentially Mislead) Estimates of Performance).
Studien dieser Art gibt es viele.
In allen Studien war das Ergebnis, dass Männer ihre Fähigkeiten und ihre Leistung eher überschätzen, während Frauen diese unterschätzen, doch in der Qualität ihrer Leistungen unterscheiden sie sich nicht. Zu diesem Fakt meint eine Studienleiterin: „It is one of the most consistent findings you can have“ (Brenda Major, Sozialpsychologin an der University of California at Santa Barbara).
Es ist aber nicht so, dass Männer keine Selbstzweifel hätten, aber sie lassen sich von diesen nicht in der selben Weise zurückhalten. Ihre Zweifel sind nicht von einem derartigen anspruchsvollen und persistenten Eifer getrieben, wie bei den Frauen („But not with such exacting and repetitve zeal, and they don’t let their doubts stop them as often as women do“ – Victoria Brescoll, Yale School of Management). Dieses Phänomen nennt der Professor Ernesto Reuben „honest overconvidence“, also aufrichtige Vermessenheit. Bei einer seiner Studien bewerteten Männer immer wieder die Ergebnisse ihrer Mathematik-Aufgaben rund 30% besser als sie dann wirklich waren.
Tatsache ist, Vermessenheit bzw. übermäßiges Selbstvertrauen, kann dich im Leben weit bringen, meint Professor Cameron Anderson, der das Phänomen der Vermessenheit an der University of California at Berkeley beforscht. „Selbstvertrauen ist ebenso bedeutend wie Kompetenz“, sagt er, „denn wir lieben selbstbewusste Menschen und wir schenken diesen gerne unser Ohr und schneller unser Vertrauen.“ Und weiter: „When people are confident, when they think they are good at something, regardless of how they actually are, they display a lot of confident nonverbal and verbal behavior. … They do a lot of things that make them look very confident in the eyes of others. Whether they are good or not is kind of irrelevant.“ Sie glauben fest daran, dass sie gut sind und diese Selbsteinschätzung ist spürbar und lässt sie kompetent erscheinen. (Cameron Anderson, Sebastian Bri0n, Overconfidence and the attainment of power)
Frauen boykottieren sich oftmals selber und verstärken diesen Selbstboykott durch weitere Aktionen. Für Misserfolge beschuldigen sie zum Beispiel häufig sich selbst, Erfolge schreiben sie dafür den Umständen oder anderen Personen zu. Was – den Studien zufolge – Männer meistens gerade anders herum machen.
Perfektionismus ist ebenso wie die harsche Selbstkritik bei Frauen häufig anzutreffend. Alles sehr gut, perfekt machen zu müssen, egal auf welchem Terrain, tut darüber hinaus sein übriges, um sich selbst vor falschen Höhenflügen zu bewahren. „We don’t answer questions until we are totally sure of the answer, we don’t submit a report until we’ve edited it ad nauseam, and we don’t sign up for that triathlon unless we know we are faster and fitter than is required. We watch our male colleagues take risks, while we hold back until we’re sure we are perfectly ready and perfectly qualified. We fixate on our performance at home, at school, at work, at yoga class, even on vacation“ (Claire Shipman und Katty Kay, The Confidence Gap).
Doch womit hängt es zusammen, dass Frauen sich so fertig machen und das seit Generationen und Ewigkeiten. Und was können sie tun? Die Autorinnen haben hierzu recherchiert. Ich schreibe im nächsten Beitrag weiter.
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