Denken lernen, anders denken lernen, Fragen stellen, andere Fragen stellen lernen, tun wir das eigentlich? Und warum tun wir es nicht? Immer wieder stelle ich mir in der Tat diese Fragen. Denn wenn wir keine Antwort auf unsere Fragestellungen haben, so suchen wir evtl. begrenzt. Und darum brauchen wir dann neue Ansätze und Lösungswege.

Zwar bekommen wir immer wieder das Zitat vom runden Kopf für den Richtungswechsel zu lesen – aber tun wir das wirklich, unsere Denkrichtung ändern? „Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“ – so heißt eine Aphorismensammlung von Francis Picabia, eines Dada-Künstlers. Ein Titel, der gern zitiert wird – auch von nicht Dadaisten.
Und: ist ja auch wirklich hübsch gesagt. Aber trauen wir uns überhaupt, die Dinge andersherum zu betrachten? Ist dies überhaupt gewünscht – und könnten wir dies eigentlich?

In meiner Lieblingssendung Radiowelt von BR2 hörte ich den Beitrag „Philosophie in der Schule“ und der erzählte von einer Grundschullehrerin, die ihren Schulkindern Philosophie-Unterricht gibt. Sie lässt sie über das Selbstverständliche nachdenken, zum Beispiel zu der Frage, was eigentlich Gedanken sind.

Das Philosophieren sei deswegen von Bedeutung, so die Religionslehrerin Julia Potthoff, da es immer weniger feste Strukturen in unseren Leben gibt. „Sie (die Kinder) müssen sich selbst eine Struktur schaffen, das ist anstrengend, aber auch interessant und bereichernd und das muss man fördern. Denn es gibt mehr Zugänge für Fragestellungen“ … als wir gemeinhin nutzen. Einige Kinder bemerkten beim Zuhören ihrer Schulfreunde und -freundinnen, dass sie selbst immer wieder in ähnliche Gedankenbahnen denken würden – z.B. in wissenschaftlich geprägte – doch, dass dies nur eine von mehreren Annäherungen an eine Fragestellung darstelle. „Ich glaube, man gibt Kindern damit die Möglichkeit, sich selbst ein eigenes Urteil zu bilden und sich eigene Gedanken zu machen“.

Und da erinnere ich mich an ein Interview, das ich hörte: Gerd Bosbach, Mathematiker und Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung, erzählte über sein neues Buch „Die Zahlentrickser – Das Märchen von den aussterbenden Deutschen und andere Statistiklügen„. Denn unsere neue Religion heißt viel zu oft „Zahlen, Daten, Fakten“ und „Das können Sie nachlesen in der neuen Studie Soundso“. Aber mit Zahlen lässt sich alles erklären, „Statistiken erwecken den Eindruck von Objektivität und Exaktheit, dabei lässt sich mit ihnen alles und zugleich das Gegenteil beweisen„. Und so werden wir täglich hintergangen und manipuliert, indem Grafiken verfälscht, Stichproben vorsortiert, relative und absolute Zahlen gegeneinander ausgespielt, Ursache und Wirkung vertauscht werden.

Phlilosophieren hilft, eigene Gedanken zu entwickelnAuf der Suche nach Struktur, Richtung, Verstehen wollen wir nur zu gerne glauben.

Hm… höchste Zeit, sich selber Gedanken zu machen!