Neuen Blickwinkel gewinnen mit was? Reframing? Ja, so wird eine Methode in der Beratung genannt. Durch die Veränderung des Kontextes, in der eine Erfahrung oder Situation betrachtet wird, verändert sich auch deren Interpretation – und damit auch die Bedeutung, die wir ihr geben.

Daran musste ich denken, als ich im Trapholt Museum für zeitgenössische Kunst und Design in Kolding (Dänemark) war. Der/die Kurator*in der Dauerausstellung wollte zeigen, wie sensibel die Aufhängung eines Kunstwerk ist; und das haben sie ganz praktisch und anschaulich dargestellt. Bei einem Bild des Künstlers Jørgen Teik Hansen haben sie die Möglichkeit gegeben, unterschieldiche Hintergründe hinter den Rahmen zu schieben. Der Eindruck verändert sich.
Denn es gibt ja – außer bei wissenschaftlichen Fakten – keine objektive Wahrheit. Alles ist eine Frage der Perspektive und damit durchaus auch flexibel und veränderbar.
Mir ist natürlich klar, dass das mit dem Perspektivwechsel nicht immer so einfach ist. Manchmal hängt man ja auch an den eigenen Erklärungen, Interpretationen, Schuldzuweisungen, der Abwehr eigener Verantwortung, … Aber grundsätzlich doch eine gute Sache, nicht?
Das Festhalten an der Deutungshoheit führt ja auch schnell zu Sturheit, Verbohrtsein, Dogmatismus und lauter nicht so hilfreiche Konzepte. Unsere Sicht auf uns, auf unsere Erlebnisse, Erfahrungen, auf andere Menschen und fremde Situationen wird damit eingegrenzt. Veränderung behindern wir damit selbst. Die ideale Grundlage für einen Selbstboykott.
So ist es z.B. möglich, dass ich etwas gleichzeitig als Scheitern, als Lern- oder Verlusterfahrung, aber auch als neue Chance erlebe. Das kann natürlich verwirrend sein, wenn keine eindeutige Deutung möglich ist.
In der Beratung, im Coaching und in der Selbsterfahrung erwachsen daraus aber viele Möglichkeiten und Vorteile. Denn ein veränderter Bezugsrahmen schenkt uns neue Blickwinkel.
Reframing kann
- verhärtete Sichtweisen aufweichen und damit neue Narrative und Selbstbilder ermöglichen,
die emotionale Belastung verringern und Selbstwirksamkeit stärken,
Kreativität und Lösungskompetenz fördern und
- neue Lösungswege aufzeigen, Handlungsoptionen erweitern.


Großartig! Und das alles nur, indem wir unseren Blickwinkel verschieben. (OK, also bereit sind, unsere „Wahrheit“ aufzugeben.)
Klar, man kann die Variabilität von Interpretation als unklar und bedrohlich empfinden. Aber gleichzeitig (und dann sind wir schon mitten im Reframing): Ist es nicht toll, dass es verschiedene Blickwinkel und Perspektiven gibt? Damit entsteht ja auch erst die Chance, dass wir an Erfahrungen lernen und uns persönlich weiterentwickeln können. Ich finde das toll. 🙂
Welche Version des Hintergrunds bevorzugen Sie hier? Ich mag den roten, hier kommen die Farben und die Lebendigkeit des Bewegungen besonders gut zur Geltung, finde ich.
Und vielleicht muss es ja keine bevorzugte Version geben; sie sind einfach alle unterschiedlich. Ein Fest der Möglichkeiten, sozusagen.
Einfach faszinierend, wie die verschiedenen Farben je nach Hintergrund in den Vordergrund kommen.
Übrigens habe ich folgende Definition bei Wikipedia gefunden – passt doch:
„Die Metapher hinter dem Ausdruck geht darauf zurück, dass ein Bilderrahmen den Ausschnitt des Gesamtbildes definiert, wie dies auch jemandes Blickwinkel bzgl. der Realität tut. Rahmen bedeutet auch ein Konzept, das unsere Sicht eingrenzt“, schreibt Wikipedia unter Reframing.
Ein anderes Spiel mit Farben, Formen und Interpretationen habe ich hier beschrieben: Alles eine Frage der Interpretation.
So bunt wie das Leben…
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