Es hat mich ehrlich entsetzt, als alle Studierenden des Kurses zustimmten: Ja, in ihren bisherigen Jobs wurde immer über Abwesende gelästert.
Ja, in fast allen Büros, an fast allen Arbeitsplätzen, in fast allen Unternehmen wird gelästert. Man spricht schlecht über Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte und auch über sein eigenes Unternehmen. Und das ist in vielerlei Hinsicht schlimm.

Lästern ist schlimm für alle BeteiligtenVielen ist gar nicht bewusst, was sie da tun – schlimm genug. Für manch eine, manch einen – Frauen und Männern – ist das Lästern ein Gruppensport, eine Identität stärkende Aktivität, eine Maßnahme der Psychohygiene. Für Einzelne auch die Ablenkung von eigenen Unzulänglichkeiten, das Bedürfnis, sich in den Mittelpunkt zu stellen und der Wunsch, sich über andere zu stellen – aber auch eine Möglichkeit, das eigene Selbstbewusstsein durch die Abwertung anderer zu heben.

Funktioniert das? Und für welchen Preis?!
Manch‘ Studie kam zwar zu dem Ergebnis, dass die Motivation im Team steigt, weil jede/r zeigen möchte, wie gut er bzw. sie ist. Wie lange diese Form der Leistungssteigerung aber vorhält? Dies wurde nicht untersucht.
Hier sind sich die Forscher aber einig: die Arbeitsatmosphäre sinkt, die Konzentration auf die Aufgaben auch; das Miteinander, das auf Fairness und Vertrauen basiert, sinkt, die Freude an der Arbeit auch, die Identifikation mit dem Arbeitsplatz und dem Arbeitgeber womöglich ebenfalls. Und natürlich: wir werden selber immer negativer, wenn wir ständig negativ über andere sprechen, permanent auf das Negative fokussiert sind. Für die Opfer ganz zu schweigen: das Sinken des Selbstbewusstseins, Ängste, Krankheiten, Rückzug, Einsamkeit, Depression.

Lästern, üble Nachrede, das Verbreiten von Gerüchten ist schlimmer, als viele denken – und ist daher auch ein juristischer Straftatbestand.

Im Strafgesetzbuch StGB §186 ist definiert, was eine üble Nachrede ist:

„Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Auch die Verleumdung wird gemäß Strafgesetzbuch geahndet, StGB §187:

„Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Informative Links zu den Themen Lästern, zu Gerüchten und zu übler Nachrede habe ich in der „Karrierebibel“ gelesen, kann ich sehr empfehlen!

Hier auch die Tipps, wie Sie auf üble Nachrede reagieren sollten (in Auszügen):

  1. Ist der Vorwurf berechtigt, ist es unerheblich, von wem die Enthüllung stammt. Leugnen wäre absolut verkehrt. Sie haben Mist gebaut und sind aufgeflogen – stehen Sie dazu. Entschuldigen Sie sich – wenn es sein muss auch öffentlich –, aber bleiben Sie sachlich und souverän.
  2. Ist das Gerücht völlig an den Haaren herbei gezogen, gibt es nur eine richtige Reaktion: Weisen Sie die Vorwürfe umgehend und begründet zurück. Aber auch hier gilt: So wenig Emotionen wie möglich.
  3. Nicht immer ist der Absender bei Klatsch und Tratsch eindeutig zu ermitteln. … In diesem Fall ist die Teflon-Strategie die beste: Ignorieren Sie den Kläffer.  … Zeigen Sie ihm die kalte Schulter, während Sie ein paar Freunde diskret bitten, für Sie Stellung zu beziehen und Ihre Qualitäten und Referenzen hervorzuheben. Oft geben solche Typen schnell auf, wenn sie kein williges Opfer finden.
  4. Handelt es sich dagegen um eine falsche Anschuldigung seitens eines Rivalen, der vorhat, Sie damit zu kompromittieren, gibt es wiederum zwei Alternativen: Erstens, der Typ ist bekanntermaßen ein fieser Wadenbeißer. Solche Typen können Sie ebenfalls getrost vergessen. … Je souveräner Sie jetzt bleiben, desto erhabener und größer wirken Sie. … Zweitens: Falls der Gerüchtestreuer jedoch ein Prestige-Schwergewicht ist und über eine hohe Reputation im Unternehmen verfügt, müssen Sie unbedingt kontern. Zunächst unter vier Augen … Gibt er dennoch nicht auf, müssen Sie an die Öffentlichkeit gehen. … Zeigen Sie ihm, dass Sie sich über so viel Aufmerksamkeit freuen. Schade nur, dass er mit seinen Vermutungen völlig falsch liegt. …

Und wenn nichts davon hilft, bleiben immer noch zwei Alternativen: der Gang zum Chef (falls der nicht dahinter steckt) oder die Kündigung.“ (Karrierebibel: Jochen Mai: „Gerüchte: Klatsch, Tratsch und üble Nachrede“, 16.01.2017)

Widersetzen Sie sich dem Lästern, aus persönlichen, gesundheitlichen, karriere-technischen und auch aus menschlichen Gründen!
Die Fußball Weltmeisterschaft bietet jetzt ja genug Stoff, um über etwas anderes zu reden.
Einen Song habe ich neulich im Radio gehört, an den ich jetzt denken musste: Hände von Carolin No – sehr schön.

„… Wir sind die Hand, die tröstet und vergibt. Wir sind die Hand, die sich zum Einspruch hebt, wir sind die Hand, die nicht untätig bleibt. Wir sind die Hand, die die Geschichte schreibt. …“

Ann Krombholz

 

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