„Wir haben es verlernt, glücklich zu sein“, sagte die Stimme am Telefon. Ich führte gerade ein Gespräche mit dem Gründer und Geschäftsführer der Online-Plattform zentor.de, die Menschen dabei begleiten und fördern möchte, glücklicher und zufriedener zu sein, Erfüllung zu finden.

Nachdem Valentin Schellhaas mir erläutert hat, wie Inspiration und das Überwinden des inneren Schweinehunds dabei helfen, glücklich zu werden, wie er einen Fragebogen entwickelt hat, auf dessen Basis er den von ihm entwickelten Genuine Happiness Score messen kann, in dem die Faktoren für Erfüllung – Sinn, Engagement, Wertschätzung – über einen längeren Zeitraum vergleichbar und damit modelierbar werden, schweifen meine Gedanken nach unserem Gespräch zu einem Punkt zurück…

Wir haben verlernt, glücklich zu sein. Stimmt: wir haben es tatsächlich verlernt, glücklich zu SEIN. Viele Menschen wissen nicht (mehr), was Glück bedeutet, wie sich Glücklich-Sein für sie anfühlt. Und kommen zu einem Ergebnis: Glück ist das, was ich nicht habe, was ich noch nicht habe – das sagt mir doch die Werbung, das sagen mir die vielen Selbsthilfe-Bücher, die es zum Thema Glück und perfektes Leben gibt. Glück ist wahrscheinlich das, was sich irgendwie ganz besonders und anders anfühlen muss – das sagen die vielen Storys von besonderen Menschen mit besonderen Geschichten, wie in den Serien, Filmen und Romanen. Mein Leben ist zu klein, ich zu gewöhnlich, mein Mut nicht groß genug… und so bleibt mein Glück ein Sehnen, ein Suchen. Auf der Jagd nach dem Glück übersehen wir, wo wir schon glücklich sein können, sein könnten. Wenn wir nur hinfühlten…

Die Glücksforschung hat die Zutaten für Glück gefunden: 10% Lebensumstände, 50% genetische Disposition (Persönlichkeit), 40% Einstellung und Verhalten.*
Die perfekten Lebensumstände sind ein relativ kleiner Bestandteil. Die 50% Persönlichkeit lassen sich schwer verändern. Wer zu Pessimismus und zu Perfektion und Übervorsicht neigt, hat es schwerer mit dem Glücksempfinden, als jemand, der oder die idealistisch, großzügig und optimistisch an die Dinge herangeht.

Wesentlich wichtiger aber als die 10% Lebensumstände, die wir verändern können sind die 40% Einstellung und Verhalten und damit unsere Fähigkeit, das zu tun, was Glück fördert; und zu empfinden, wo wir durchaus glücklich sein können, wann wir glücklich sind, vielleicht sogar bereits glücklich sind… Es körperlich wahrnehmen! Dieser Empfindung Raum geben… Das heißt: Glück zulassen.

Wenn wir also 40% unseres Glücks mit unserer Einstellung und unserem Verhalten beeinflussen, so ist schon ziemlich viel gewonnen. Sie erinnern sich: nicht nur Einstellung, sondern auch Verhalten. Also: Legen Sie los!

  • Immer wieder aktiv Situationen schaffen, die sich erfolgreich abschließen lassen = Erfolge ernten.
  • Lob und Komplimente bekommen (sich auch selber geben?!) und kurzfristige Glücksgefühle empfinden.
  • Positive Emotionen erleben durch eine Aufgabe, für die Sie brennen, das bringt Ihnen längerfristiges Glück, ebenso wie
  • stabile Beziehungen führen,
  • Rückzugsorte und -zeiten etablieren und
  • einen Sinn im Leben finden – privat oder beruflich.**

Einige dieser Aspekte können Sie – so Valentin Schellhaas, – direkt in und an Projektgruppen ausprobieren, umsetzen, mithilfe seiner Purpose-Plattform zentor.de ausprobieren und sich hier einbringen. „Erfüllung ist kein Zustand, sondern die Summe vieler freudiger Momente im Leben…“ sagt er. „Es gibt keinen nachhaltigen Glücksschalter, den wir bequem von der Couch aus anschalten können. Aber … gemeinsam mit anderen ist die Suche weniger beschwerlich.“ ***

Mögliche weitere Gruppen und Aktionsfelder finden Sie z.B. auch bei den Meetups, bei Gute Tat, Tatendrang München, dem Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de und bei anderen Möglichkeiten. Oder Sie werkeln, bauen etwas, z.B eine Halterung für Ihre sturzgefährdete Großmutter oder basteln ein Geschenk für Ihren Freund oder nähen sich ein schönes Kleid und erleben dabei Ihre gestalterischen Fähigkeiten neu in den offenen Werkstätten im Haus der Eigenarbeit HEI. Es gibt viel zu tun. 🙂

Drei Dinge sind aber immer wichtig, sonst wird’s nichts mit dem Glück:

  1. Suchen Sie nicht nur nach dem Glück, sondern tun Sie aktiv etwas,
  2. Tun Sie etwas, das gut ist für Sie und für andere Menschen, das also Sinn macht.
    Und:
  3. Genießen Sie den Moment – Jetzt, immer wieder jetzt!

Wie Genuss geht? Auf jeden Fall nicht allein durch kaufen und TV schauen – und es muss auch nicht so laut und krachend sein, wie eine Siegesfeier des FC Bayern.

Auf jeden Fall etwas Schönes erleben, etwas Gutes tun, einen Erfolg für sich erringen, etwas Leckeres kochen … – und dann innehalten: körperlich Wohligkeit, Zufriedenheit, Stolz, Schönheit, Verbundenheit, all diese Gefühle empfinden – es warm in sich werden lassen, vielleicht auch einfach still und ruhig. Probieren Sie’s aus. 🙂

 

*  aus: Die fünf großen Fragen der Glücksforschung, Daniela Zeibig auf Spektrum.de, 18.03.2016
** aus: Anleitung zum Glücklichsein, Birgit Reichert auf Spiegel Online, 30.12.2016
*** siehe: Dr. Valentin Schellhaas, www.zentor.de, und seinem Manifest „Warum eine Purpose Plattform?“

Noch ein schöner Beitrag: Was uns wirklich glücklich macht, BR Themen vom 09.05.2019