Ich kann es nicht mehr sagen, wo und wie ich diesen Begriff aufgeschnappt habe, aber er resonierte sofort in mir und blieb hängen. Was für ein eindrücklicher Ausdruck: die von uns ausgesendeten Töne kommen zu uns zurück, weil wir uns in einem geschlossenen Raum befinden. Was wir aussenden ist das, was wir empfangen, es gibt keine Dissonanz, sondern nur Wiederholung, manchmal auch eine Verstärkung. Und was zu uns gelangt, ist nur das, was auch Teil unseres eigenen Resonanzraums ist.

Das heißt konkret: Da es für uns gefälliger, komfortabler, beruhigender ist, die eigene Meinung bestätigt zu bekommen, statt Widerspruch zu erfahren und irritiert zu werden, bewegen wir uns lieber in einem Umfeld, das unsere Meinung bestätigt = diese reflektiert. Wenn wir dann die Möglichkeiten der Irritation zunehmend ausschließen, diese nur mehr gefiltert zu uns gelangen, sitzen wir schließlich irgendwann in unserem perfekten Echoraum: unsere eigene Meinung hallt uns entgegen und wirkt wie eine permanente Bekräftigung unserer eigenen Ansicht. Wir selber merken gar nicht, dass wir alle Türen und Fenster abgeriegelt haben und uns nur mehr in unserer hermetisch abgeriegelten Welt bewegen. Uns mag es scheinen, dass wir ja in Kontakt mit der Außenwelt sind, wir bekommen ja ganz offenbar „Nachrichten“ vom Gegenüber. Dass wir sie vorher aber gefiltert haben, weil wir uns nur mehr in unserer kleinen Welt bewegen, gerne in Klischees denken, das vergessen wir.

Das passiert uns allen permanent: wir bewegen uns in einem Freundes- und Bekanntenkreis, der wahrscheinlich relativ homogen ist, wir lesen Meldungen und Zeitungen, die unserer Grundgesinnung nahe stehen, während unserer Arbeit bewegen wir uns unter Menschen, die ähnliches studiert, gelernt haben, was zu einer ähnlichen Sprache und Sozialisation geführt hat, in unserer Freizeit treffen wir ausschließlich Menschen, die unsere Leidenschaft teilen. So bewegen wir uns in unserem Leben zwar in verschiedenen, aber doch relativ geschlossenen Echoräumen; unsere Wahrnehmung wird einseitig geprägt, unsere Sichtweise enger.
Und ich frage mich: in welchem Echoraum bewege ich mich gerade?

P.S. Inzwischen habe ich nachgelesen: Der Begriff des Echoraums kommt aus der Kommunikationswissenschaft und „beschreibt, wie es durch den verstärkten virtuellen Umgang mit Gleichgesinnten in sozialen Netzwerken zu einer Verengung der Weltsicht kommt, die zu Bestätigungsfehlern führen kann.

Einen interessanten zusätzlichen Blick (Sie wissen schon, eine Infoquelle allein kann sehr leicht zum Echoraum führen 😉 finden Sie hier: „Wohlfühlen im Echoraum – Am liebsten konsumieren wir Nachrichten, die unserem Weltbild entsprechen.“ Ein Beitrag von Markus Ziener auf der Seite von ‚Internationale Politik und Gesellschaft‘ (IPG) vom 09.05.2016. In diesem Artikel steht, dass wir uns oft zu schnell eine Meinung machen, um unser eigenes Weltbild bestätigt zu bekommen. Dies führt schließlich zur Gefahr, dass Medien diese schnell bedienen wollen, um Klicks, Likes und Zustimmung zu bekommen. Der Echoraum wird perfekt.

Ursprünglich kommt der Begriff der Echokammer aus der Tontechnik und ist ein Bestandteil vieler Tonstudios. Er dient der Erzeugung oder Verstärkung des Halls.

Beitragsfoto: Bild von Surrest Babu Guddanti auf Pixabay