Vor wenigen Tagen hörte ich ein Zitat, das mich sehr berührt und all die folgenden begleitet hat. Es war nur ein Zufall, dass just an diesem Tag der Winter nach einigen warm-freundlichen Frühlingstagen wieder zurückgekehrt war.

„Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt“*
(Albert Camus)

So poetisch ist dieser Satz, der nicht die Beschreibung einer Außenwahrnehmung ist, sondern ein Bild für das Erlebte. Kein Wort dieses komprimierten Satzes bleibt vage, nüchtern. Nein, in jedem Wort so viel Schönheit, Weite und Tiefe. Worte können Lügen erzählen, aber auch Welten zeichnen, sichtbar machen, Stimmungen lebendig werden lassen – und uns trösten.

Sprache verbindet, zeigt DetailsMitten im Winter… Nicht: Im Winter habe ich erfahren… Nein, mitten im Winter und sofort habe ich ein Bild vor Augen. Mitten im Winter ist es tiefer Winter: kalt, dunkel, ohne Aussicht auf Wärme und Licht des Frühlings. Winter rundum.

Habe ich erfahren… Dieses Erleben hat sich mir eingeprägt, es ist mir zuteilgeworden und nun Teil meiner selbst geworden. Und dieses Erleben ist mir als Erfahrung noch ganz präsent, lebendig spürbar.

… dass es in mir etwas gibt… Die Wahrnehmung konkretisiert sich, die Erfahrung ist real und greifbar. Es gibt ihn, diesen unbesiegbaren Sommer.

Ein unbesiegbarer Sommer… Nicht ein wärmender, nicht ein heller, fröhlicher, leuchtender Sommer, sondern ein unbesiegbarer Sommer. Welch ein starkes Bild entspringt diesem einen Wort: unbesiegbar! Unbesiegbar. Präsent, stabil, kräftig, ewig.

Und nicht der unbesiegbare Sommer, sondern ein unbesiegbarer Sommer… Wie ein Mysterium ist dieser: weiter, umfassender als der Sommer. Gleichzeitig klar wie ein Sommer und gleichzeitig ein Unbesiegbares gibt. Eine Zeit der Zuversicht, einen Ort der Gewissheit.

Dieser Satz zeigt mir wie wertvoll Sprache ist, denn sie eröffnet Welten. Sprache verbindet. Sprache schärft unseren Blick und unser Bewusstsein. Sprache schenkt uns die Möglichkeit der Reflexion.

Ich liebe unsere Fähigkeit, Sprache benutzen zu können.

 

 

*französisches Origialzitat: „Au milieu de l’hiver, j’ai découvert en moi un invincible été.“