Regen, Dunkelheit und Kälte… schon sind wir mitten im Herbst gelandet, Lebkuchen, Sternengeglitzer lassen die Weihnacht und das Jahresende schon ahnen. Bei den meisten steht vorher aber noch ein Endspurt an: das Jahr positiv beenden, das Projekt abschließen, schnell noch dies oder jenes – und unbedingt durchhalten! Da hilft ein Feiertag und mit ihm eine Brücke zu einem Kurzurlaub.

Wenn Sie bisher meinten: das bringt doch eh keine Erholung, das macht nur Unruhe, kostet zu viel Kraft; erst ein richtiger Urlaub ab zwei Wochen kann mir Energie für anstehende Herausforderungen geben – dann irren Sie sich. Die Forschung hat’s gezeigt: auch ein Kurzurlaub kann sehr viel bringen.

Carmen Binnewies ist Professorin für Arbeitspsychologie an der Universität Münster und erforscht, wie Stress ab- und Erholung aufgebaut wird. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagt sie: „Auch ein Kurzurlaub bringt Erholung. Wir sehen in der Forschung keinen Zusammenhang zwischen der Dauer des Urlaubs und dem Erholungseffekt.“ Erholung ist wichtig, da sie hilft, Stress abzubauen und die Leistungsfähigkeit wieder herzustellen.

Dabei werden in den Studien keine Unterschiede beim Stressabbau festgestellt, die von der Dauer des Urlaubs abhängen. „Nein, auch hier konnten wir keinen Zusammenhang finden. Subjektiv mag man sich in einem dreiwöchigen Urlaub erholter fühlen – aber das liegt einfach daran, dass man länger aus dem Alltag weg ist. Es bedeutet nicht, dass dieser Effekt anschließend länger anhält“, sagt Carmen Binnewies. Und nicht einmal entscheidend ist, wie man seinen Urlaub gestaltet, am Strand oder im Spa Ruhe genießt oder Sport macht und sich körperlich austobt.

Voraussetzung für Erholung sind diese vier Faktoren:

  1. dass ich raus aus dem Alltag komme, von der Arbeit und vom Alltag abschalte
  2. dass ich mich entspanne,
  3. meine Zeit selbstbestimmt einteile und gestalte und
  4. mental Abstand gewinne, indem ich z.B. eine neue Sprache lerne oder einen Berg besteige,  ein Erfolgserlebnis irgendeiner Art habe, und damit neue Ressourcen aufbaue und mein Selbstvertrauen stärke.

Das geht übrigens auch zuhause, wenn ich Dinge anders als im Alltag mache: einen Ausflug zum Beispiel, Ausstellungen besuche, mich sportlich betätige, jogge oder spazieren gehe zum Yoga gehe, meinen Tag frei einteile und Schönes erlebe. Hauptsache: Entspannung und Abstand gewinnen. Bewegung hilft dabei zusätzlich, Stresshormone abzubauen, ist also sehr gut. Nur wer immer wieder entspannt – kurz oder lange – kann durchhalten.

„Erholung darf man also nicht auf die nächsten Ferien verschieben“, das sagt nicht nur Carmen Binnewies. Das sage auch ich und möchte Sie bestärken zu suchen, was Ihnen gut tut und ihren Alltag immer wieder unterbricht mit Phasen der Erholung, der Entspannung, und Sie damit öfter Kraft tanken können. Und dies auch, wenn wenig Zeit ist und die Energie fehlt! Nutzen Sie den Tag – Carpe diem mal anders.

P.S.    Und noch was… die Erinnerung an tolle Momente in Kurz- und Langurlauben, das Sichten und Ordnen der Urlaubsfotos macht auch Spaß und beamt einen davon…

(Süddeutsche Zeitung: Kurzurlaub „Raus aus dem Alltag – das ist wichtig“, 18.10.2018, von Eva Dignös)