… sagte Peter Biber, bevor er aus seinem neuen Text las.
Gestern war ich beim Lesefest der Haidhauser LiteraturBox 1, wo 17 Autorinnen und Autoren für einen wahren Sprach- und Bilderrausch sorgten.
Die Welt ist zu eng_4 Die Welt ist immer zu eng um mich herum. – Als Peter Biber dies sagte, blieb er auf der Bühne stehen, bevor er las, weil der Platz hinter ihm, einem großen Mann, sehr eng war. Doch für mich hat der Satz einen zentralen Raum bekommen: er drückt genau das aus, was die Dichtung sucht, die Kunst an sich, indem sie den Wahrnehmungsraum erweitert; das Bisherige ist zu eng, für all das Gedachte, Empfundene, Gesehene, Noch-Nicht-Gesagte.
Beim Lauschen und Staunen über die Worte, die um meinen Kopf wirbeln, die Sätze, die sich zu Geschichten und Eindrücken verdichten, die Erzählungen, die in einem Augenblick eine neue Welt zeichnen und mir eröffnen, erinne ich mich an einen meiner Lieblingssätze: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ – Ein Satz von Ludwig Wittgenstein aus seinem „Tractatus logico-philosophicus“, einer philosophischen Abhandlung, die ich nicht gelesen habe, aber auf die sich Ingeborg Bachmann immer wieder bezieht, eine der Schriftstellerinnen, die ich während meines Studiums der Deutschen Literatur viel gelesen habe. Und ein Satz, der mir – auch weiterhin – aus der Seele spricht: Mit Sprache die Grenzen der Wahrnehmung und der Erfahrung tastend erweitern, ahnend, dass da noch mehr ist. Und im Zusammenspiel von Kreativität und Logik Neues schaffen.
17 Autorinnen und Autoren an einem Abend! Faszinierend die Breite der Themen, die Verschiedenheit im Umgang mit Sprache, die Unterschiedlichkeit der Empfindungen – und auch die Buntheit der Persönlichkeiten.
Wer sie waren? Reinhard Ammer, Peter Biber, Stephan Cramer, Hans-Karl Fischer, Judith Gorgass, Susanne Grohs-von Reichenbach, Beate Gruhn-Schießl, Heike Henzmann, Franz-Josef Herrmann, Cornelia Koepsell, Roland Krause, Wolfgang Kreiner, Michael Laube, Marie-Sophie Michel, Renée Rauchalles, Hubert M. Schießl, Wulf Schmid Noerr, Frank Strick und Ingeborg Struckmeyer.
Ein anderes Highlight für mich war der bisher unveröffentlichte Text über das Doppelgesicht des Zweifels von Michael Laube, der mir viel Spaß gemacht hat und viel Wahres bündelt. Mit seiner Zustimmung werde ich mit den Studierenden darüber sprechen: ein Leben ohne Zweifel ist nicht erstrebenswert.
Mit Literatur wird die Welt um mich herum etwas weiter.
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