Als ich diese Woche ausnahmsweise mit dem Auto unterwegs war, nahm ich mir ein Hörbuch mit; dieses würde mich während des Staus davor bewahren, ungeduldig zu werden, das hatte ich zu anderen Gelegenheiten bereits erfolgreich experimentiert. Bei dem Abstecher in der Drogerie um die Ecke meines Büros hatte ich neulich eine CD liegen gesehen, die mir im Regal ins Auge gesprungen war: ein Kinder-Märchen von Cornelia Funke. Schnell flogen meine Gedanken zu all den Geschichten, die ich vor Jahren vorgelesen habe, mit besonderer Begeisterung ‚Igraine ohne Furcht‘. Schon war die CD im Einkaufskorb.
Der Stau kam und die freundliche Stimme begann zu erzählen: von einem kleinen Jungen, Lukas, der kein Glück kennt, der immer griesgrämig drein schaut. Bis die Glücksfee Pistazia von der Oberfee den Auftrag erhält, ihm Nachhilfe im Glücklich-Sein zu erteilen. Und das geht folgendermaßen: zunächst verliert der Bub für einige Minuten den Boden unter den Füßen, schwebt kurz zwischen Abgrund und Sicherheit am Rande seines Fensters bis er leicht durchgeschleudert zurück in sein warmes Bett fällt. Da atmet er tief auf, freut sich, im Bett zu liegen und wundert sich, wie warm und weich es da ist, wie wunderbar so ein Bett ist und schläft tief ein.
Seine zweite Lektion hat er einige Tage später, als er wie immer missmutig vor seiner heißen Schokolade sitzt. Jedes Mal, wenn er einen Schlucken nehmen will, ist das Getränk weg. Es kommt nichts aus der Tasse! Das geht den ganzen Tag so fort, er spürt Durst und erfährt Mangel. Als er am nächsten Morgen mit trockenem Mund vor seiner Schokolade sitzt und einen kleinen Schluck im Mund hat, kostet er die Süße und Köstlichkeit des Getränks. Wie wunderbar diese schmeckt! Und „am nächsten Morgen saß Lukas im Bett, trank seinen Kakao und genoß ein kleines Glücksgefühl.“
Aber er hat noch nicht genug gelernt, denn er kennt erst einen kleinen Ausschnitt vom Glück. Seine dritte Lektion soll ihn in Bewegung bringen. Dafür sorgt die Fee, dass er zunächst erst einmal drei Tage die allerschlechteste Laune hat, bevor er am vierten Tag mithilfe eines Feenstaubs zwischen seinen Zehen auf dem Weg zur Schule hüpft, springt, tanzt und sogar auf Bäume klettert. Auf einmal sieht er die ganze Schönheit um sich herum und platzt fast vor Glück.
„Wie fühlt es sich an, das Glück?“, fragt ihn Pistazia, die Glücksfee. „Es ist so dick wie du,“ lacht Lukas, „es ist dick und frech und warm und weich und rot und blau und federleicht. – Genau! Es schmeckt wie Kakao!“
Pistazia ist zufrieden und fliegt davon. Aber auf Lukas‘ Lippen bleibt ein Lächeln sitzen, ein dickes, fettes Lächeln. Und zwischen seinen Zehen kitzelt noch ziemlich lange der Feenstaub.
Ein hübsches Märchen, eine schöne Parabel. Haben wir nicht auch stellenweise so viel, dass wir unsere Schätze gar nicht mehr zu schätzen wissen? Wir sitzen in unseren Schlößern und Burgen, werden von unseren Karossen mit der Kraft vieler Pferde hin und her gefahren, werden nicht naß, drehen einfach an Knöpfchen, wenn uns kalt wird, öffnen Türen großer Schränke, in denen im Licht frische Köstlichkeiten erstrahlen und darauf warten, im Nu zu einer genußvollen Mahlzeit zubereitet zu werden. Später liegen wir dann mit einem festen Dach überm Kopf rundum versichert in sauberen, weichen Decken.
Kann es sein, dass wir gar nicht mehr spüren, schmecken, fühlen, was Glück ist? Immer auf der Suche nach dem Mehr? Ob wir vielleicht meinen, man müsse Glück haben? – Dabei kann man nicht Glück haben, nur Glück fühlen, Glück SEIN, GLÜCK-lich SEIN!
Zu meinem Termin bin ich rechtzeitig angekommen, mit einem dicken Lächeln auf den Lippen.
Mein Rezept für einen süßen, warmen, köstlichen Kakao notiere ich mal hier, geht ultra leicht… genau das Richtige bei der Kälte!
Von der Menge Milch, die in meine Müslischale passt, wärme ich mehr als die Hälfte in einem Topf, die kleinere Menge bleibt zunächst in der Schale. Während die Milch warm wird, gebe ich Kakao hinein, viel Kakao (mindestens 2-3 Esslöffel), und rühre gut um, damit sich keine Klumpen bilden. Ist der Kakao ungesüßt gebe ich auch noch Zucker hinein – auch nicht zu wenig. In die kalte Milch in der Schale kommen jetzt gute zwei gehäufte Teelöffel reine Maisstärke hinein, feste umrühren, so dass sich die Maisstärke in der kalten Milch auflöst.
Sobald die Milch zu kochen beginnt, kommt die Maisstärke-Milch hinein – sofort und schnell und feste mit einem Schneebesen rühren. Der Kakao wird im Nu dick und sähmig und weich und ist süß und köstlich. Platte aus und Topf zur Seite, die heiße Schokolade schnell in die Schale. Genießen – wunderbar!
Probieren Sie rum, mal dicker oder flüssiger, süßer oder mit dunklerem Kakao… immer wieder ein kleiner Ausschnitt vom Glück.
Neueste Kommentare