Das hätte ich ja überhaupt nicht gedacht, dass ein Film über Fußballer mich so fesseln könnte. Aber so war es. Vor einigen Tagen hat das Fernsehen – natürlich passend zur Fußball-WM – eine Dokumentation über sechs Weltklasse-Torhüter Deutschlands ausgestrahlt. Sepp Maier, Toni Schumacher, Oliver Kahn, Jens Lehmann, Manuel Neuer und Robert Enke bzw. dessen Ehefrau Teresa Enke kommen zu Wort, sehr offen, sehr nah, fesselnd. Und ich war 1,5 Stunden gebannt und begeistert.

Foto aus dem Film (ARD)

Hier erzählen sechs Menschen von ihren Gefühlen, ihren Ängsten, Bedenken, dem ausgelieferten Druck und ihrem treibenden Ehrgeiz. Und dem Regisseur Gerhard Schick ist ein großartiger und einmaliger Einblick gelungen. Chapeau!

So heißt es im Ankündigungstext der ARD: „Die Hüter des Tores – sind auch die Hüter der Hoffnung. Sie sind das letzte Bollwerk gegen eine durchtrainierte, durchchoreographierte Angriffsmaschinerie von torhungrigen Vollstreckern. Sie sind die letzte Hoffnung der Fans, die drohende Niederlage durch einen Geistesblitz, einen unwahrscheinlichen Reflex doch noch abzuwenden. Sie leben mit der ständigen Erwartung, sich den anstürmenden gegnerischen Muskelpaketen entgegenwerfen zu müssen, ohne Rücksicht auf die eigenen Knochen, die eigene Gesundheit.

Foto aus dem Film „Die Nummer Eins“ von Gerhard Schick

Eine Sekunde der Unachtsamkeit, und sie werden zum Buhmann, zum Symbol der Niederlage, gar zum Hassobjekt, zur Verkörperung der enttäuschten Hoffnung einer ganzen Stadt, ja eines ganzen Landes. Der Platz zwischen den Pfosten – eine physische und psychologische Ausnahmesituation. Nur ganz wenige Menschen halten diesem immensen Druck stand.“

Besonders beeindruckt hat mich jeder einzelne auf seine Art, aber auch die Kombination von unglaublich starkem Ehrgeiz, dem unbedingten Willen und dem Vorwärtsstreben, der Umgang mit Wettkämpfen, dem Auf-sich-gestellt-Sein, sowie der Umgang mit Druck und Erwartungen, aber auch mit  Tiefphasen und Fehlschlägen; die Strategien, mit Fehlern und Zweifeln umzugehen, aber auch die Gefahr einzuknicken und zu verzweifeln, wie es schließlich Robert Enke passiert ist, der den Selbstzweifeln, dem eigenen Druck und dem Ausmaß der Depression erlag und Selbstmord beging.

Foto aus dem Film „Die Nummer Eins“ von Gerhard Schick

Dazwischen immer warme Stimmen und offene Blicke voller Nachdenklichkeit und – ja, ich würde sogar sagen – von Verletzlichkeit der sonst so starken und souveränen Erstklasse-Sportler.
Und natürlich viele Informationen über so ein Leben als National-Torwart, die man sonst nicht bekommt.

Foto aus dem Film „Die Nummer Eins“ von Gerhard Schick

Schnell in die Mediathek der ARD gehen und den Film anschauen (Achtung, nur noch wenige Tage online!); knapp 90 Minuten, die sich unbedingt lohnen: Die Nummer Eins – Deutschlands große Torhüter