Gefühlt begann jede zweite Mail, die ich diese Woche bekam, so: „Bitte entschuldigen Sie…“. Das interessante daran war, dass ich bei keiner dieser Nachricht, die folgte, irgendwie den Eindruck hatte, es wäre gerechtfertigt, dass sich die Person bei mir entschuldigt.
Natürlich ist das oftmals eine Floskel: „Bitte entschuldigen Sie meine späte Rückmeldung…“, „Bitte entschuldigen Sie meine kurze Antwort…“, „Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht umgehend reagiert habe…“ Das mit den Entschuldigungen wäre mir sicherlich gar nicht so arg aufgefallen, hätte ich diese Woche nicht geballt gleich mehrere dieser Entrées erhalten.
Was für eine unglückliche Haltung, in die der/die Schreibende sich begibt, wenn die Nachricht so beginnt. Mit diesem Satz begibt sie bzw. er sich umgehend in die Defensive, in eine Situation der Unterlegenheit und des „ich habe einen Fehler gemacht“.
Zwar ist es eine bewundernswerte Fähigkeit, Fehler eingestehen zu können, aber es ist unklug, sich nicht vorhandene Mängel und Fehler zuzuschreiben. Zwar ist es eine schöne Geste, dem Gegenüber entgegenzukommen und ihm/ihr die Hand zu reichen, doch ist es gleichzeitig naiv, darin die implizite Botschaft, der sich selbst zuschreibenden Unterlegenheit, nicht zu erkennen. Zwar mag Bescheidenheit manchmal charmant sein, aber eine wiederholt geäußerte Aussage zum eigenen Fehlverhalten wird auf Dauer das eigene Selbstbewusstsein untergraben. Also: sparen Sie sich diese Floskel, sie ist manchmal einfach überflüssig.
Bitte entschuldigen Sie jetzt, dass ich heute bereits hier meinen Blogbeitrag für diese Woche beende. 😉
Beitragsfoto: Alexas_Fotos auf Pixabay
Das Thema ist mir auch schon aufgefallen. Aber, bitte entschuldige – ich muss einen Aspekt dazu loswerden, nein, sorry, zwei Aspekte 🙂 Erstens habe ich den Eindruck, dass viele Zeigenossen einfach etwas mehr unter Dampf stehen als üblich. Da rutschen schon mal Termine durch oder Antworten enthalten nur einen Teil dessen, wonach wir gefragt hatten. Das ist für mich ein Stück Zeitgeist und auch Informationsdschungel und vor allem ein Stück „unsinniges Tempo“. Wer erwartet denn Antworten im Handumdrehen? Vielleicht die Menschen selbst, die sich entschuldigen. Wer eine Antwort wirklich zu einer Deadline braucht, kann das ja konkret nennen und Druck an falscher Stelle so vermeiden helfen. Zweitens: Sich häufig zu entschuldigen, gar Dialoge mit „es tut mir leid“ zu eröffnen, kenne ich aus dem algelsächsischen Raum. Da habe ich auch schon häufiger nicht verstanden, wofür sich gerade entschuldigt wird. Eine reine Höflichkeitsgeste? Vielleicht. Ich werde meine Freunde mal fragen. Jedenfalls ist Dein Blog ein wichtiger Anstoß sich zu fragen: Was will ich wirklich sagen und warum? Das tut uns allen gut 🙂 Schönen Montag!