Ein richtiges Ritual mach ich um meine morgendliche Tasse Cappuccino, diese genieße ich besonders, in Ruhe, in Gedanken an dies und das und den neuen Tag. Neulich kreisten dann irgendwann so Gedanken in meinem Kopf, welche Menschen sich eigentlich um so einen Kaffee kümmern, welche Berufe hier damit verbunden sind.

Natürlich zunächst einmal die Kaffeebauern, -bäuerinnen und alle Hände, die die Kaffeebohnen ernten, trocknen und fertig machen für den Export, die Zwischenhändler und die exportierenden Unternehmen, die Kooperativen. Aber diese Berufe gibt es da, wo der Kaffee wächst, im sogenannten „Kaffeegürtel“, in den tropisch-äquatorialen Ländern, die wie ein breiter Streifen um den Äquator liegen; hier wird der Großteil des weltweit konsumierten Kaffees angebaut. Da kommen natürlich die Importeure zum Zuge, aber von denen später.

Ich las, dass bei uns etwa 10.000 Menschen mittel- bzw. unmittelbar mit unserem Kaffeekonsum in Deutschland beschäftigt sind. Da hab ich mich ja angesichts der Anzahl der Cafés in München und in anderen Städten, die ich kenne, ganz schön geirrt, ich hätte die Zahl weit höher geschätzt.

1. Natürlich, die Nummer 1, der/die Barista: Barista heißen die „Kaffeekünstler“, die Wissen über das Getränk haben und das richtige Können, um die verschiedenen Kaffeegetränke optimal zuzubereiten, und zu servieren. Das kann man an vielen freien Schulen lernen, der Begriff ist nämlich nicht geschützt, in der Regel in nur einer Woche Kurs! Wow… doch nicht soooo eine große Kunst, das Kaffee machen, das hätte ich auch anders geschätzt.

Und dann finde ich noch etwas: Neu ist die Ausbildung „Fachmann für Systemgastronomie mit Schwerpunkt Barista„. Dieser Beruf wird nur von wenigen Kaffeehäusern bisher zur Ausbildung angeboten. … Zu der dreijährigen Ausbildung gehört natürlich, dass der Barista sich viel theoretisches Wissen, rund um den Kaffee erwirbt. Vom Anbau über die Ernte bis hin zu Trocknung und Röstung. … Und es gibt nun auch ein dreistufiges Zertifizierung-Programm: der Einstiegs-Barista „Basic Barista“ setzt eine Berufserfahrung als Barista von mindestens 6 Monaten voraus, dann der „Certified Barista“ und schließlich der „Certified Master Barista“. Na also. Eine Meister-Barista hat ihr Metier sicherlich noch länger studiert, sie schreibt sehr viel rund um das schwarze Gold, weit mehr, als ich auf der Seite vermutet hätte, Nana Holthaus-Vehse, Meister Barista.

Aber es müssen vor dem Genuss noch andere anpacken:

2. Der bzw. die Rohkaffeeimporteur- und -makler/-in: das sind Fachkräfte im Rohkaffeehandel – übrigens ein Krisen sicherer Job, wie der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbands in Hamburg sagte. Die Deutschen werden sich ihren Kaffeekonsum nicht mehr abgewöhnen. (Stimmt, guter Kaffee kann süchtig machen, sagt man. :-D)
Die Händler/innen absolvieren meist eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann in einem Kaffeeunternehmen oder einem Unternehmen mit Schwerpunkt Kaffee, bei Dallmayr zum Beispiel.

3. Der/die Coffee-Manager/in hat die betriebswirtschaftlichen Aspekte des Kaffees im spezialisierten Unternehmen im Blick, neben dem gesamten Know-how zum Weg der Kaffeebohne von der Plantage bis in die Tasse. Der Studiengang „Coffeemanagement“ an der Northern Business School in Hamburg ist aber eingestellt worden, doch nicht genug Spezialisten hier gefragt? Vielleicht eine gute Möglichkeit für Kaffee Liebende BWL-ler/Innen auch aus dem Süden…

4. Auch Marketing, Werbung, Kommunikation rund um den Kaffee macht Spezialisten erforderlich, diese sind für Markterschließung, Kundenbindung, Werbekampagnen etc. verantwortlich. Mit einem BWL-Studium mit Fachseminaren könnte man sich ausrüsten. Bei George Clooney glaube ich aber nicht, dass er mithilfe von Seminaren noch eine Spezialisierung auf seinem Gebiet draufgesattelt hat. 😉

5. Lebensmitteltechniker/innen und Lebensmittelchemiker/innen prüfen im Unternehmen die Qualität des Rohkaffees, aber auch des fertigen Produkts. Sie untersuchen, ob der Kaffee frei von Pestiziden oder Fremdstoffen ist und verarbeiten die Bohnen. Sie müssen sich aber auch mit der Lagerung, der Behandlung der rohen Bohnen auskennen und die Qualitätsprüfung abnehmen. Natürlich müssen sie kleine Röstanlagen oder computergesteuerten Produktionsanlagen bedienen können, die für das Herstellen von Kaffee wichtig sind. Das klingt nach einer ziemlich vielfältigen Aufgabe, ihr Job ist es auch, Proben im Labor zu untersuchen und Geschmacks- und Geruchstests zu machen.
Aber: Lebensmitteltechniker sollten sich – so habe ich gelesen – nicht nur für Kaffee interessieren, sondern vor allem auch für die Technik und die Maschinen.

Wenn Sie jemanden live beim Kaffeetesten zugucken wollen, der Chefeinkäufer bei Dallmayr lässt sich dabei zusehen. Von ihm heißt es, dass er das Probieren in Brasilien lernte und dann durch Zentralamerika reiste, immer Kaffee kostend, danach noch Stationen in New York und London. Jetzt mitten unter uns: Volker Meyer-Lücke  , im 4. Stock im entsprechenden Haus in der Dienerstraße. 😉

Vielleicht mache ich mal einen Kurs zur Verfeinerung meines Wissens rund um den Kaffee und vertiefe meine Geschmacksbreite.

Im Augenblick genieße ich aber meinen Kaffee weiter, dieses Wochenende nachmittags im Biergarten… wunderbar! Kaffee schmeckt immer.

Kommen Sie doch (mal wieder) auf eine Tasse Kaffee* (oder Cappuccino, Espresso) bei mir im Büro vorbei. Sie sind eingeladen. 🙂

* Und wenn es kein Kaffee sein soll: ich biete Ihnen auch gerne eine Tasse Tee an.